Das Symbol des Green Deals, das schwedische Unternehmen Northvolt, muss derzeit etwa ein Viertel seiner Mitarbeiter entlassen. Seine miserablen Finanzergebnisse zeigen jetzt, dass die Hoffnungen, die einst mit einem erfolgreichen Green Deal verbunden waren, nicht allzu weit vom Scheitern entfernt sind.
Die schwedische Gesellschaft Northvolt, einst ein Symbol der Hoffnungen des europäischen Green Deals, steht nun ebenso wie andere europäische Lieferanten am Rande des Zusammenbruchs. Das Unternehmen, das ein Schlüsselakteur im Bereich der Batterien für Elektroautos sein sollte, war gezwungen, die Zahl der Mitarbeiter um mehr als 20 % zu reduzieren, kämpft aber weiterhin mit unzureichenden Investitionen und langsamem Wachstum der Nachfrage nach Elektroautos in Europa.
Northvolt gab letztes Jahr laut seinen Finanzergebnissen mehr für Löhne und Sozialversicherung aus als es an Gesamtumsatz erwirtschaftete, wodurch das Unternehmen in diesem Jahr ernsthafte finanzielle Schwierigkeiten hat. Es wird daher gezwungen sein, etwa ein Viertel seiner Belegschaft zu entlassen, was 1.600 Mitarbeiter von ursprünglich 7.000 ausmacht. Die Entlassungen werden hauptsächlich die Werke im nordschwedischen Skellefteå, wo das Unternehmen seine Produktion erweitern wollte, sowie das Forschungszentrum in Västerås betreffen.
Abgesehen von den Entlassungen hat Northvolt auch das Projekt der sogenannten Gigafactory in Borlänge ausgesetzt. Diese sollte eine der Hauptanlagen werden, die die Batterienproduktion bei schnell wachsender Nachfrage ermöglichen sollte. Die aktuelle Situation erlaubt es dem Unternehmen jedoch nicht, die Fabrik zu bauen, da das Interesse an seinen Batterien nicht so groß ist wie erwartet.
Ein wesentlicher Wendepunkt für Northvolt war der geplatzte Auftrag für Batterien von BMW im Wert von 2 Milliarden Euro. Die deutsche BMW stieg aufgrund von Lieferverzögerungen und Qualitätsproblemen, die die Erfüllung der Verpflichtungen von Northvolt gegenüber dem Kunden verhinderten, aus dem Vertrag aus. Dieser Auftrag war eine der Hauptsäulen der Einnahmen von Northvolt und seine Kündigung trug zum finanziellen Niedergang des Unternehmens bei. Neben BMW stellt Northvolt auch Batterien für den Volkswagen-Konzern her. Dieser bestellte bereits vor drei Jahren Batterien im Wert von 14 Milliarden Dollar für seine Fahrzeuge. Allerdings ist auch in diesem Fall unklar, wie sich die Dinge angesichts der Produktionsprobleme von Northvolt weiterentwickeln werden.
Die Batterieproduktion ist derzeit größer als die Nachfrage und damit verschärft sich auch die Wettbewerbssituation. Dies hat zur Folge, dass kleinere europäische Hersteller, zu denen auch die schwedische Northvolt gehört, schwer dagegen ankommen. Etablierte Hersteller aus China sind in der Lage, den Produzenten deutlich bessere Bedingungen sowohl in Bezug auf den Preis als auch auf die Qualität anzubieten.
Ein weiteres Problem ist die Tatsache, dass Volkswagen und andere große Anteilseigner von Northvolt – etwa die Investmentbank Goldman Sachs – nicht bekannt gegeben haben, ob sie bereit sind, weitere finanzielle Mittel in das Unternehmen zu stecken, um es zu retten. Die schwedische Regierung hat sich ebenfalls von jeglicher direkten Unterstützung distanziert, wobei Premierminister Ulf Kristersson erklärte, dass staatliches Kapital nicht zur Rettung von Northvolt verwendet werde. Die deutsche Regierung, die bereits Unterstützung für den Bau des Werks in Heide geleistet hat, führt derzeit Gespräche mit dem Unternehmen über eine mögliche weitere Unterstützung, die jedoch von der Europäischen Union genehmigt werden muss.
Northvolt ist ein Beispiel für ein ambitioniertes europäisches Projekt, das eine Schlüsselrolle bei der Transformation der Automobilindustrie hin zu umweltfreundlichen Technologien spielen sollte. Doch die Verlangsamung der Nachfrage nach Elektroautos, finanzielle Probleme und produktionstechnische Hindernisse werfen Fragen über seine Zukunft und die Fähigkeit europäischer Unternehmen auf, mit asiatischen Wettbewerbern zu konkurrieren.
Die Chancen auf die Rettung des Unternehmens hängen nun von der möglichen Einführung neuer Einfuhrzölle auf chinesische Batterien oder anderen regulatorischen Maßnahmen der Europäischen Union ab. Diese wurden jedoch bereits anhand von Zöllen auf chinesische Elektroautos, die in diesem Sommer eingeführt wurden, als sehr problematisch erwiesen.