Das schnelle Wachstum des Baus von Photovoltaikanlagen auf den Dächern von Häusern, Firmengebäuden und öffentlichen Gebäuden beginnt seinen Tribut von der unvorbereiteten Infrastruktur zu fordern. Deutschland droht daher laut dem Chef eines dort ansässigen Unternehmens ein „Solarinfarkt“.
Deutschland droht laut dem Chef des Nürnberger Energieversorgers N-Ergie Maik Render aufgrund der immer größer werdenden Anzahl an Photovoltaikanlagen ein „Solarinfarkt“. Photovoltaikanlagen, einschließlich kleinerer Balkonsysteme, haben in den letzten Monaten in Deutschland so stark zugenommen, dass die Energie daraus riesige Überschüsse erzeugt. Diese Überschüsse führen an einigen Tagen nicht nur zu negativen Strompreisen, sondern stellen auch ein Problem für das Energiesystem dar. Laut Render sollte daher in einigen Gebieten die Installation neuer Anlagen eingeschränkt werden.
Nicht nur laut dem Chef von N-Ergie, sondern auch anderen Experten ist das Hauptproblem nicht die eigentliche Stromerzeugung, sondern eher die Verteilung und Speicherung. Die Produktion von Solarenergie wächst schnell, während die Kapazitäten von Batteriesystemen und anderer Infrastruktur hinterherhinken. An sonnigen Tagen kann mehr Energie erzeugt werden, als benötigt wird, was eine Überlastung des Stromnetzes verursacht. Dieses Phänomen tritt besonders in Gebieten mit hoher Solarpaneldichte und schwacher Infrastruktur auf, die nicht in der Lage ist, überschüssigen Strom zu nutzen oder in andere Regionen zu übertragen.
Deutschland ist in den letzten Jahren zum führenden Land im Bereich Photovoltaik geworden, aber dieser Erfolg bringt auch neue Herausforderungen mit sich. Wie der Geschäftsführer des genannten Unternehmens beschreibt, kommt es unter bestimmten Umständen, insbesondere in den Sommermonaten, zu Situationen, in denen ein Überschuss an Strom im Netz vorhanden ist, aber es fehlt ein effektiver Weg, diesen zu nutzen oder für die spätere Nutzung zu speichern. Dieser Druck kann sogar zu Ausfällen und Störungen führen, wenn keine Maßnahmen zur Stärkung der Infrastruktur ergriffen werden.
Ein langfristiges Problem, auf das Experten immer wieder hinweisen, ist der Mangel an Flexibilität im aktuellen Stromnetz. Im traditionellen Energiesystem war die Stromerzeugung an die Nachfrage gekoppelt – die Kraftwerke produzierten so viel Energie, wie benötigt wurde. Photovoltaikanlagen speisen jedoch Strom in das Netz ein, sobald die Sonne scheint, was bedeutet, dass die Erzeugung nicht immer dem momentanen Verbrauch entspricht.
Dieses Missverhältnis übt Druck auf die Betreiber von Verteilungsnetzen aus. Wenn die Paneele voll in Betrieb sind, fließt überschüssiger Strom ins Netz, während bei Bewölkung die Leistung schnell sinkt. Solche Schwankungen können das Netz destabilisieren, wenn sie nicht schnell genug durch andere Energiequellen oder Speichersysteme ausgeglichen werden.
Es gibt mehrere Möglichkeiten, die zunehmend problematische Situation zu lösen. Eine davon ist die Weiterentwicklung von Batteriespeichern, die es ermöglichen würden, überschüssige Energie aus der Photovoltaik zu speichern und bei höherer Nachfrage oder geringerer Produktion freizugeben. Diese Technologie hat jedoch noch nicht das erforderliche Niveau für den massenhaften Einsatz erreicht, insbesondere aufgrund der hohen Kosten und begrenzten Kapazitäten.
Eine weitere Lösung ist die Digitalisierung des Netzes und die Einführung intelligenter Managementsysteme, die besser Schwankungen in Erzeugung und Verbrauch vorhersagen und automatisch die Energieflüsse regulieren könnten. Eine solche Modernisierung würde eine schnellere und effizientere Übertragung von Energie aus Gebieten mit Überschuss in Gebiete mit Nachfrage ermöglichen. Diese Technologien sind jedoch bisher nicht ausreichend implementiert, und wir sind weiterhin auf traditionelle Verteilungsmethoden angewiesen, die für die aktuellen Bedürfnisse nicht ideal sind.
Auch die deutsche Regierung ist sich der Probleme bewusst und strebt nun eine Beschleunigung der Modernisierung der Infrastruktur an. Geplant ist eine Erhöhung der Investitionen in Batteriesysteme sowie der Bau neuer Übertragungsleitungen. Dennoch bleibt die Frage offen, ob das Wachstumstempo der Solarenergie mit der Entwicklung der Infrastruktur in Einklang gebracht werden kann.
Gleichzeitig wird über die Notwendigkeit einer stärkeren Zusammenarbeit zwischen regionalen und nationalen Behörden bei der Planung der Entwicklung von Energienetzen diskutiert. Einige Teile Deutschlands sind nämlich stark auf Photovoltaikanlagen angewiesen, während andere Regionen ganz unterschiedliche Energiebedürfnisse und Produktionsstrukturen haben.