Die zunehmende Zahl von Photovoltaikanlagen, die in den meisten Fällen aus der Ferne über die Server der Hersteller gesteuert werden können, könnte im Falle eines Konflikts mit China ein erhebliches Sicherheitsproblem darstellen. Denn China könnte die Photovoltaikanlagen außer Betrieb setzen, was zu einem Zusammenbruch des Energienetzes führen könnte.
Sich schnell ausbreitende Photovoltaikanlagen auf den Dächern von Haushalten, Unternehmenshallen, aber beispielsweise auch Schulen könnten im Falle eines Konflikts mit China zu einer der mächtigen Waffen Pekings werden. Die Mehrheit der modernen Steuerungssysteme für Photovoltaikanlagen, auch die häuslichen, nutzt nämlich Software von chinesischen Firmen, die potenziell riskant sein könnte.
Während sich Politiker und Sicherheitsbehörden der meisten EU-Staaten dem Risiko der Spionage durch Unternehmen wie Huawei oder ByteDance, die eher als Betreiber des sozialen Netzwerks TikTok bekannt ist, widmen, bleiben andere Risiken von chinesischen Firmen vorerst verborgen. Eines von ihnen könnte die Software zur Steuerung von Photovoltaikanlagen sein.
Diese stellen derzeit in Ländern wie der Tschechischen Republik keine wesentliche Bedrohung dar, da Photovoltaikanlagen bisher nur einen kleinen Teil des Energienetzes ausmachen. In Ländern wie Deutschland hingegen, das jedoch zunehmend von der Stromversorgung aus erneuerbaren Quellen abhängig ist, könnte die Kontrolle über das Energienetz durch China mittels vieler Zulieferfirmen enorme Probleme verursachen.
Die Zahl der potenziell bedrohlichen Systeme nimmt in Deutschland schnell zu und wird wahrscheinlich in den kommenden Jahren erheblich steigen. Im Land soll nämlich ein Gesetz in Kraft treten, das festlegt, dass alle Geräteanschlüsse über 7 kW, also beispielsweise Wärmepumpen, Wallboxen, aber auch Photovoltaikanlagen, vom Netz steuerbar und bei Netzinstabilität auch abschaltbar sein müssen. Aus diesem Grund werden diese Geräte über Technologien für drahtlose Steuerung verfügen, die aber gleichzeitig auch eine potenzielle Sicherheitsbedrohung darstellen können.
Dem deutschen Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) zufolge könnte es in den schlimmsten Situationen sogar zu einer Beeinflussung dieser Technologien von chinesischer Seite kommen. Die chinesischen Firmen werden nämlich von der örtlichen Regierung kontrolliert, die im Konfliktfall diese Technologien gegen ihren Feind nutzen könnte. Eine ferngesteuerte Trennung von Photovoltaikanlagen vom Netz könnte dessen Stabilität gefährden und in sogenannten Blackouts enden.
Das BSI hat bereits vor der Einführung eines neuen Gesetzes gewarnt, das die Verpflichtung zur Fernsteuerung von Photovoltaikumrichtern über die Cloud-Server der Hersteller festlegen würde. "Das BSI ist sehr kritisch bezüglich der Implementierung der Fernsteuerung von Umrichtern über ihre Herstellernetzwerke", sagten Vertreter der Behörde gegenüber der deutschen Wochenzeitung Welt am Sonntag.